Studie: Deutsche ziehen Tod Alzheimer vor

04.02.2013 - Trotz neuer Behandlungs- und Pflegeansätze löst die Vorstellung, an Alzheimer zu erkranken, nach wie vor große Ängste in der Bevölkerung aus. Laut einer repräsentativen Umfrage der Deutschen Krankenversicherung (DKV) würde mehr als die Hälfte der befragten unter 66-Jährigen lieber sterben als mit der Krankheit zu leben. Grund für die große Angst der Bevölkerung sei das überwiegend negative Bild von Alzheimer in der Öffentlichkeit und in den Medien.


Studie: Deutsche ziehen Tod Alzheimer vor

Tod attraktiver als Alzheimer

Einer repräsentativen Umfrage der Deutschen Krankenversicherung (DKV) zufolge würde die Hälfte der deutschen Bundesbürger - 53 Prozent - lieber sterben als im Alter an Alzheimer zu erkranken. Für die Studie wurden knapp 2.200 Personen unter 66 Jahren befragt. Der Erhebung zufolge nimmt der Wunsch, lieber zu sterben als mit der Krankheit zu leben, mit steigendem Lebensalter zu. Während bei den jungen Menschen unter 30 Jahren nur 47 Prozent angaben, mit Alzheimer nicht weiterleben zu wollen, sind es unter den über 45-Jährigen schon 59 Prozent. Nur jeder Vierte würde der Studie zufolge auch mit der Krankheit weiterleben wollen. Grund für diese Angst in der Bevölkerung sei auch die einseitige, überwiegend negative Berichterstattung in den Medien, so der Gerontologe und Pflegeforscher Professor Bernd Reuschenbach. Horrorgeschichten über Menschen, denen zunehmend ihre Persönlichkeit abhanden kommt, würden dominieren. Über positive Erfahrungen mit den Betroffenen, neue Wohnmodelle und Konzepte wie etwa die Validation - das wertfreie Akzeptieren der Kranken - werde hingegen nur wenig berichtet. Dadurch entstehe ein verzerrtes Bild von Alzheimer in der Öffentlichkeit. Selbstverständlich gebe es oft stark verwirrte oder aggressive Kranke. Dennoch sei aber mehr Gelassenheit im Umgang mit Alzheimer notwendig, so Reuschenbach.

Mehr Akzeptanz gefordert

Mit einer verbesserten Pflege und Begleitung der Patienten sowie mit einer erhöhten gesellschaftlichen Akzeptanz der Krankheit könne die Lebensqualität und die Zufriedenheit der Betroffenen aus Sicht Reuschenbachs erheblich gesteigert werden. Gerade auch der Kontakt mit nahestehenden Personen könne selbst bei schwerer Demenz noch Glücksgefühle auslösen. Viele Angehörige scheuen diesen Kontakt jedoch aus Furcht. Statt sich vor Alzheimer zu fürchten, sollte die Situation der Betroffenen jedoch aktiv gestaltet und Angehörige und Pflegende mit ihren Problemen nicht allein gelassen werden, so Reuschenbach.

Mehrheit befürwortet häusliche Pflege

Obwohl die Alzheimerkrankheit bei den meisten Bürgern überwiegend unangenehme Gefühle hervorruft, wären laut der Studie die meisten dazu bereit, ihre Angehörigen zu Hause zu pflegen. Allerdings fehle es häufig an finanziellen Mitteln oder an Zeit. Rund 60 Prozent der Berufstätigen würden sogar eine Auszeit nehmen, um die Pflege für einige Zeit übernehmen zu können. Vor allem Frauen und Menschen mit einem Monatseinkommen von weniger als 1.500 Euro seien dazu bereit. Die Umfrage ergab außerdem, dass ein Viertel der Befragten die Pflege nicht übernehmen würde. Ebenso viele wären bereit, eine illegale Pflegekraft zu beschäftigen, um die Angehörigen zuhause betreuen zu können.


Zur News-Übersicht