Studie: Deutsche nutzen Recht auf Zweitmeinung nicht

16.04.2015 - Deutsche Patienten nutzen nur selten ihr Recht, eine Zweitmeinung bei einem Arzt einzuholen – zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Siemens Betriebskrankenkasse SBK. Demnach wissen zwar 86 Prozent von der Möglichkeit, aber nur weniger als die Hälfte hat davon schon einmal Gebrauch gemacht.


Studie: Deutsche nutzen Recht auf Zweitmeinung nicht

Nur die Hälfte holt Zweiteinschätzung ein

Wie eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Siemens Betriebskrankenkassen SBK zeigt, wird das Recht auf eine medizinische Zweitmeinung von nur wenigen Patienten genutzt. So haben lediglich 46 Prozent den Rat eines weiteren Arztes zur Diagnose und etwaigen Therapiemöglichkeiten eingeholt. Dieses Ergebnis erstaunte die Studienautoren, da 86 Prozent der Deutschen grundsätzlich von ihrem Recht auf eine Zweitmeinung wissen.

Diagnose wird nicht hinterfragt

Laut Beate Landgraf, psychologische Expertin bei der SBK, ist der Respekt vor dem „Halbgott in Weiß“ mit Sicherheit ein Grund, warum viele Patienten ihr Recht auf eine Zweitmeinung nicht nutzen. „Obwohl wir relativ aufgeklärt sind, fällt es uns noch immer schwer, Respektspersonen wie Mediziner zu hinterfragen“, erklärt sie weiter. Außerdem hätten viele Patienten ein Vertrauensverhältnis zu ihrem Arzt aufgebaut, das sie durch die Konsultation eines anderen Mediziners nicht gefährden wollen. Dies ist in Landgrafs Augen jedoch falsch verstandene Loyalität, denn gute Ärzte nehmen das Einholen einer Zweitmeinung nicht persönlich.

Zweitmeinung für Therapieerfolg wichtig

Einen weiteren Grund sieht die Psychologin darin, dass viele Patienten unterbewusst Angst haben: Eine Zweitmeinung könnte eine schlechte Diagnose bestätigen, daher wird auf eine weitere ärztliche Einschätzung verzichtet. Aber auch Zeitmangel und der Unwille, sich bei einem zweiten Arzt vorzustellen und gegebenenfalls unangenehme oder komplizierte Untersuchungen über sich ergehen zu lassen, spielen eine Rolle. Vor allem bei schweren Erkrankungen lohne es sich aber, sich umfassend beraten zu lassen, denn laut Landgraf können zu gezielteren Therapien führen.


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