Studie: Ältere Patienten erhalten kritische Arzneimittel

15.10.2015 - Viele Patienten über 65 Jahre bekommen Medikamente verordnet, die im Alter ungeeignet sind und gefährliche Nebenwirkungen verursachen können. Dies ist das Ergebnis einer Studie des Wissenschaftlichen Instituts für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen (WINEG). Demnach wurden in Deutschland fast jedem fünften älteren Menschen kritische Arzneimittel verschrieben.


Studie: Ältere Patienten erhalten kritische Arzneimittel

Verordnungspraxis untersucht

Das Wissenschaftliche Institut für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen (WINEG), das zur Techniker Krankenkasse (TK) gehört, hat die Verordnungspraxis von Ärzten bei Menschen ab 65 Jahren untersucht. Das Ergebnis: Mit 18,9 Prozent wurden im Jahr 2012 fast jedem fünften Patienten Medikamente verschrieben, die nicht geeignet waren, da sie gefährliche Neben- bzw. Wechselwirkungen hervorrufen können - in vielen Fällen wären verträglichere Alternativen vorhanden gewesen. Vier Jahre zuvor lag der Anteil mit 21,7 Prozent sogar noch etwas höher. „Trotz des leichten Abwärtstrends werden nach wie vor viel zu viele kritische Medikamente verordnet“, fasst Dr. Frank Verheyen, Leiter des WINEG, das Untersuchungsergebnis zusammen.

Ältere Menschen gefährdet

Um ältere Patienten zu schützen, wurde bereits im Jahr 2010 die sogenannte Priscus-Liste veröffentlicht – ein Katalog, der 83 Wirkstoffe aufzeigt, die eine Gefährdung für ältere Menschen darstellen können. Außerdem bietet die Liste eine Übersicht über geeignete Maßnahmen zur Vermeidung von Komplikationen sowie mögliche therapeutische Alternativen. „Das Verordnungsverhalten der Ärzte hat sich aufgrund der Priscus-Liste offenbar nicht grundlegend verändert“, stellt Dr. Frank Verheyen fest. Laut der Studie gab es bereits vor Veröffentlichung der Priscus-Liste einen leichten Rückgang der verordneten kritischen Medikamente. Zudem sind die Verschreibungen abhängig vom Therapiegebiet: Bei Herzrhythmusstörungen erhalten ältere Menschen, im Vergleich zu jüngeren Patienten, deutlich weniger kritische Arzneimittel. Bei Depressionen greifen die Ärzte häufiger auf gefährlichere Medikamente zurück.


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