PKV-Vorstände verdienen deutlich mehr als GKV-Chefs
21.12.2011 - Vorstandseinkünfte im sechsstelligen Bereich sind bei Chefs gesetzlicher Kassen keine Seltenheit, sondern die Regel. Die Vorstände privater Versicherer erzielen zum Teil noch erheblich höhere Einkünfte. Doch es gibt gravierende Unterschiede – nicht nur bei den Summen.

PKV zahlt höhere Gehälter
Die Gehälter in der gesetzlichen Krankenversicherung sind nicht gerade gering: Da erhalten die Vorstände der Barmer GEK 630.000 Euro, bei der DAK fließen knapp 470.000 Euro auf das Vorstandskonto, bei der Techniker Krankenkasse sind es über 530.000 Euro, die die Versicherten jährlich für die Geschäftsführungsmitglieder bezahlen müssen. Und dabei sind das noch nicht einmal die Spitzenreiter – in der privaten Versicherungswirtschaft sind die Zahlen mitunter erheblich höher. Die Debeka weist da mit knapp 600.000 Euro noch moderate Zahlen auf – bei der Central (1,7 Millionen Euro), der Axa (1,4 Millionen Euro) und der Allianz Kranken (3,1 Millionen Euro) liegen die Vorstandsvergütungen noch einmal deutlich höher.
Die Gehälter zahlen die Versicherten
Was das für den einzelnen Versicherten bedeutet, lässt sich am ehesten ermessen, wenn man die Vorstandsbezüge auf die einzelnen Versicherten umlegt. Dann zeigt sich auch, wie vergleichsweise „günstig“ die Mitglieder gesetzlicher Kassen mit ihren Kassenchefs fahren: Während die Versicherten der Techniker Krankenkasse und der Barmer GEK gerade einmal 7 Cent aufbringen müssen, um die Chefs ihrer Krankenkassen zu bezahlen, kostet der Vorstand der Central Krankenversicherung jeden Versicherten 3,34 Euro. Für die Vorstände der Allianz Private Krankenversicherung mussten die Versicherten noch tiefer ins Portemonnaie greifen: 4,47 Euro zahlte jeder Versicherte im Jahr 2010 für deren Geschäftsführung.
Freie Verhandlungen
Die deutlichen Unterschiede sind systembedingt: Während in der privaten Krankenversicherung die Gehälter frei verhandelt werden können, ist dies bei den gesetzlichen Krankenkassen nicht möglich. Hier verhindern Aufsichtsregularien ein übermäßiges Ansteigen der Vorstandsvergütungen. Und tatsächlich sind die Vergütungen für die Chefs der öffentlich-rechtlichen Krankenkassen weit unter dem Durchschnitt dessen, was in anderen öffentlichen Unternehmen gezahlt wird, wie die Berater der Unternehmensberatung Kienbaum feststellten: Den durchschnittlich etwa 130.000 Euro, die Krankenkassen-Vorstände verdienen, stehen gut 200.000 Euro gegenüber, die im gesamten öffentlich-rechtlichen Bereich pro Vorstandsmitglied aufgewendet werden. Eine automatische Deckelung der öffentlich-rechtlichen Vorstandsbezüge, etwa auf 130.000 Euro, wie oft fälschlicherweise berichtet wird, würde nach Ansicht des Direktors und Partners von Kienbaum Management Consultants, Dr. Martin von Hören, keinen Sinn ergeben. Die Manager von Krankenkassen hätten keine leichte Aufgabe, wie die jüngsten Schließungen und Notfusionen zeigten. Dafür würden die richtigen Leute benötigt – und es sei fraglich, ob diese für 130.000 Euro überhaupt zu bekommen seien.
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