IGeL: Patienten kritisieren ärztliche Verkäufermanier
30.05.2013 - Die sogenannten individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) werden für die Praxen wirtschaftlich immer bedeutsamer, die Einnahmen in diesem Bereich werden derzeit auf über 1,5 Milliarden Euro geschätzt. Laut einer aktuellen Studie fühlen sich jedoch viele Patienten durch aggressive Werbungs- und Verkaufsmethoden der Ärzte belästigt. Dadurch, so die Befürchtung von Kassen und Ärztekammern, könnte das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patienten erheblich erschüttert werden.

Patienten kritisieren ärztliche Verkäufermanier
Laut einer aktuellen Erhebung des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) beschweren sich immer mehr Patienten über die aufdringliche Manier von Medizinern, wenn es um den Verkauf sogenannter IGe-Leistungen geht. Zum Teil würden Ärzte sogar aggressive Methoden anwenden, um ihren Patienten die individuellen Zusatzleistungen schmackhaft zu machen, so vdek-Chefin Ulrike Elsner. Der gesundheitliche Nutzen der Selbstzahlerleistungen sei dabei jedoch nicht immer offensichtlich für den Verbraucher. Viele Patienten, so Elsner, würden sich derzeit ratsuchend an den vdek wenden, weil sie sich nicht dazu in der Lage sehen, die vorgeschlagenen Leistungen zu beurteilen und eine fundierte Entscheidung über den tatsächlichen Nutzen einer Behandlung zu treffen. Dadurch, dass der Arzt zunehmend als Verkäufer auftritt, sei das Vertrauen vieler Patienten in die objektive und fachliche Meinung des Mediziners erschüttert, so die Verbandsvorsitzende. Für die Erhebung wertete der vdek insgesamt knapp 220.000 Mediziner-Bewertungen aus. Fast zehn Prozent (15.012) der Kommentare befassten sich dabei mit dem Thema IGeL - einige davon äußerst kritisch. Paradox: Viele empfanden es gerade als sehr angenehm und lobenswert, wenn ein Arzt keinerlei Versuch unternimmt, zusätzliche Untersuchungen oder Behandlungen zu verkaufen.
Wirtschaftsfaktor IGeL
Bereits zu Beginn des Jahres hatte die Bundesärztekammer (BÄK) Mediziner davor gewarnt, IGe-Leistungen zu aggressiv zu bewerben. Fakt ist jedoch, dass die Selbstzahlerleistungen für die Praxen wirtschaftlich immer bedeutsamer werden, die Einnahmen der Ärzteschaft in diesem Bereich werden derzeit auf über 1,5 Milliarden Euro geschätzt. Zudem wird intensiv an der Weiterentwicklung des IGeL-Katalogs gearbeitet. Krankenkassen und Verbraucherschützer kritisieren die Verkäufermanier vieler Ärzte und warnen vor "Abzocke" in der Arztpraxis. Denn häufig seien die angebotenen Leistungen nicht nur überflüssig, sondern könnten den Patienten sogar Schaden zufügen. Laut einer Studie des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) sind von 30 untersuchten Selbstzahlerleistungen zwölf schädlich, bei weiteren elf ist die Wirkung nicht wissenschaftlich belegbar. BÄK-Präsident Frank-Ulrich Montgomery mahnte angesichts dieser Zahlen einen "fairen Umgang" mit IGe-Leistungen an und appellierte an die Ärzte, Patienten gemäß den Vorschriften des neuen Patientenrechtegesetzes umfassend und medizinsch korrekt über den Nutzen der zusätzlichen Leistungen aufzuklären. Behandlungskosten, so der BÄK-Vorsitzende, müssten transparent dargelegt werden. Keinesfalls dürfe der Patient sich vom behandelnden Arzt gedrängt fühlen und nur deshalb in die vorgeschlagenen, kostenpflichtigen Behandlungen einwilligen.
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