Gesundheitskompetenz: Deutliche Defizite bei deutschen Patienten
19.05.2016 - Jeder zweite Deutsche hat große Schwierigkeiten, die Erklärungen seines Arztes oder Beipackzettel von Medikamenten zu verstehen – zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie zur Gesundheitskompetenz. Sogar Patienten, die häufig beim Arzt sind, haben demnach deutliche Verständnisprobleme.
Mehrheit der Deutschen ist überfordert
Viele Menschen in Deutschland sind überfordert, wenn es darum geht, ärztliche Erklärungen zu verstehen, Behandlungsoptionen einzuschätzen und Beipackzettel von Arzneimitteln richtig einzuordnen. Das zeigt die repräsentative Studie der Universität Bielefeld, für die insgesamt 2.000 Patienten befragt wurden. Dabei gaben 44 Prozent an, Verständnisschwierigkeiten im Umgang mit den Gesundheitsinformationen zu haben. Jeder zehnte Deutsche muss sogar zu den gesundheitlichen Analphabeten gezählt werden. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland mit diesem Ergebnis unter dem europäischen Durchschnitt.
Auch chronisch Kranke betroffen
Die Verständnisprobleme zeigten sich erwartungsgemäß bei Menschen mit niedrigem Bildungsstand, ältere Menschen und Migranten – doch auch viele Patienten mit chronischen Erkrankungen, die viele Arztkontakte und häufige Klinikaufenthalte haben, weisen eine geringe Gesundheitskompetenz auf. Laut Doris Schaeffer, der Autorin der Studie, erreichen die vielfach bereitgestellten Informationen die Menschen offenbar nicht. Zwar gelingt es 58 Prozent der Patienten mit einer akuten Krankheit gut umzugehen, an der Prävention und einem gesundheitsbewussten Verhalten scheitern allerdings knapp 61 Prozent, da sie die entsprechenden Informationen nicht haben oder nicht verstehen.
Aktionsplan soll Situation verbessern
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) fordert daher „ein Recht auf Verständlichkeit“. Seiner Meinung nach ist es nicht nötig, komplizierte Zusammenhänge so auszudrücken, dass Menschen sie nicht verstehen. Je mehr die Patienten über Vorsorge, Krankheitsbilder und Behandlungsmöglichkeiten wissen, desto besser können sie Krankheiten vorbeugen und informierte Entscheidungen treffen, die Therapie und Heilung unterstützen. Aus diesem Grund soll nun ein „Nationaler Aktionsplan Gesundheitskompetenz“ entwickelt werden – bis Ende 2017 erarbeitet eine Expertenrunde erste Ansatzpunkte.
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