Arzneimittel: Jährlich 500.000 Notfälle durch falsche Einnahme

19.09.2016 - Jedes Jahr kommt es in Deutschland zu rund 500.000 Notfällen durch die falsche Einnahme von Medikamenten – dies zeigt eine Studie des Bundesinstituts für Arzneimittel. Ein neues System, das in Kürze eingeführt wird, soll für mehr Sicherheit bei der Medikation sorgen.


Viele Wechselwirkungen im ambulanten Bereich

Einer Studie des Bundesinstituts für Arzneimittel zufolge lassen sich jedes Jahr rund 500.000 Notaufnahmen in Krankenhäusern auf eine falsche Medikation zurückführen. Das Aktionsbündnis Patientensicherheit geht davon aus, dass in Deutschland alle vier Sekunden ein Medikament falsch verordnet oder angewendet wird. Knapp fünf Prozent der Patienten sterben an den Folgen. Am häufigsten treten die Notfälle im ambulanten Bereich auf, da vor allem ältere Menschen viele verschiedene Arzneimittel einnehmen, die zum Teil von unterschiedlichen Ärzten verordnet werden – so kann es schnell zu gefährlichen Wechsel- und Nebenwirkungen kommen.

Neues System für mehr Sicherheit

Zudem geben Apotheken laut der Bundesvereinigung Deutscher Apotheker rund 38 Prozent aller Arzneipackungen ohne Rezept ab. „Es fehlt eine Schnittstelle, die einen Überblick über die Medikation eines Patienten ermöglicht, um Wechselwirkungen zu vermeiden“, erklärt Professor Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft. Ab Oktober soll daher ein neues System für mehr Sicherheit sorgen: Alle Versicherten deutschlandweit, die mehr als drei Arzneimittel gleichzeitig nehmen, haben dann das Recht auf einen gedruckten Medikationsplan vom Arzt. Zudem sollen ab 2018 Informationen über die Arzneimitteleinnahme auf der elektronischen Gesundheitskarte gespeichert werden. Laut Hedwig-Francois Kettner, der Vorsitzenden des Bündnisses Patientensicherheit würden dadurch zwar nicht alle Wechselwirkungen verhindert, aber 10.000 Todesfälle vermieden werden.


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